Hallo,
die Frage nach dem Hubraum ist immer eine Frage des Rundungsergebnisses. Mein alter 16V hatte beispielsweise eine normale 92,8mm Kurbelwelle und 83er Wössnerkolben, die Wössner übrigens mit bis zu 34m/s angegeben hatte (wers glaubt...). Aus Hub und Bohrung ergeben sich hier 2008 cm³.
Weiterhin gibts die Möglichkeit, die 95,5mm Kurbelwelle zu verbauen. Diese gabs wohl in Dieselmotoren bei VW. Damit ergibt sich ein Hubraum von irgendwas um die 2066cm³ oder in Verbindgung mit 82,5mm Kolben 2040cm³(beides 2,1L nach üblicher Rundungsrechnung für Motoren, da mehr als 2,0L). Die maximale Kolbengröße, die dort unterzubringen war, lag irgendwo bei 84-84,5mm. Damit lassen sich dann in Verbindung mit der 95,5mm KW beispielsweise 2116cm³ erzielen oder i.V. mit den 84,5mm Kolben sogar 2142cm³(je 2,2L).
Schließlich gibt es noch sonderangefertigte 100mm Kurbelwellen, beispielsweise von Eurospec. Mit 83mm Kolben ergäbe dies 2164cm³, mit 84,5mm Kolben sogar 2243cm³, als 2,3L. Man muß allerdings sagen, dass die 84,5mm Kolben an und für sich nur in VW Kitcars zum einsatz kamen, die auch andere Laufbuchsen besaßen. Bei Serienblöcken stellt 83, vlt 83,5mm sicherlich das Höchste der Möglichkeiten dar.
Ob das alles Sinn macht, ist dabei die ganz andere Frage. Verfügbare Kolben gibts nur in bestimmten Größen und der Rest sind dann Sonderanfertigungen, insbesondere wenn es um Kurbelwellen wie die o.g. 100mm KW geht. Da bedarf es dann natürlich auch ganz eigener Kolben. Weiterhin wäre dieser Motor dann extrem Langhubig, mit allen Vor- und Nachteilen. Ansonsten hören die Möglichkeiten rein mechanischer Art auch bei den Verfügbaren Dichtungen auf. Versucht einmal, für einen VW 827er Motor eine 84,5mm Zylinderkopfdichtung aufzutreiben.
Was das Strömungsverhalten und den Grad der Zylinderfüllung angeht, ist auch irgendwo die Grenze des Sinnvollen erreicht. Nur viel Hubraum macht wenig Sinn, wenn er nicht vernünftig befüllt werden kann und so die mögliche Literleistung geringer wird. Da stellt sich dann eher die Frage nach vlt etwas mehr Ladedruck ohne weitere Hubraumvergrößerung.
Ach ja, mit o.g. Varianten ist man auch nicht mit 600 Euro für die Kurbelwelle dabei. Soviel kosten zwar neue Serienkurbelwellen, allerdings auch nur die gegossenen. Die entsprechend behandelten mit höherer Güte, sowie beispielsweise die gesenkgeschmiedeten - ja, sowas gabs selbst bei VW in Serie - z.B. beim ABF - kosteten neu irgend etwas um 800 Euro. Für hochdrehende Motoren kommt eine Erleichterung mit Feinwuchtung dazu, welche auch noch einmal ordentlich zu Buche schlägt. Früher wurden KW anschließend üblicherweise plasmanitriert, um die Randschicht zu härten - auch nicht eben billig. O.g. Rennkurbelwellen von Eurospec sind geschmiedete Einzelanfertigungen, die preislich bei ca 1300 Euro beginnen.
Gruß,
Stephan
PS: noch ein Zusatz - ich habe neulich im Golf 4 Forum schon einmal etwas dazu geschrieben, auch wenns dort von fast allen anders gemacht und begründet wird - ich vertrete nach wie vor die Ansicht, dass man Kolben prinzipiell nie abdrehen, sondern niederspannen und abfräsen sollte. Kolben sind - im Serienmaß mit einer Toleranz von 3/100mm hergestellt. Am Feuersteg ist die Toleranz deutlich größer, weil dieser sich aufgrund der Erhitzung im Betrieb überproportional stark ausdehnt. Nimmt man nun im spanenden Verfahren auf der Drehbank Material vom Kolben ab - und damit meine ich nicht das herausdrehen einer Mulde in der Kolbenmitte - sondern - so wie ich es oft gesehen habe, das Abdrehen des Kolbens bis ganz nach außen, wird das Material minimal gestaucht. Dadurch verringert sich das Toleranzmaß des Feuerstegs doch recht deutlich (auch wenn man es nicht sieht - man wid es messen können). Einfach nur aus diesem Grunder heraus sollte man - je nach Vorhaben - beim Verringern der Verdichtung über den Kolben und dem Vorhaben - diesen BIS AN DEN RAND hin zu verkürzen, tunlichst auf die Nutzung einer Drehbank - und sei der Drehstahl noch so scharf - verzichten und eine Fräse nutzen. Wohlgemerkt - Mulden in Kolben drehen kann man natürlich nach wie vor bei ensprechender Spannaufnahme, darauf wollte ich auch nicht hinaus.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Stephan L.« (8. Januar 2013, 14:29)