Wie wohl jeder weiß, wurde Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg geteilt und aus dem östlichen Teil des Landes wurde die Deutsche Demokratische Republik, die DDR. Dieser Staat existierte im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg von 1949 bis 1990 und unterschied sich in vielen Punkten doch recht deutlich von dem restlichen Deutschland.
So lebten die Bürger in diesem Land in einer kommunistischen Diktatur, was sich unter anderem auch im Bereich der Automobile widerspiegelte.
Denn während in den 70er und 80er Jahren in Deutschland die mobile Revolution Einzug erhielt und immer mehr Menschen ein Automobil eines der vielen Hersteller besaßen, bestand zu dieser Zeit etwa die Hälfte des gesamten Autobestandes in der DDR aus dem Trabant. Zudem war auch der Wartburg, der im Automobilwerk in Eisenach hergestellt wurde, in der DDR weit verbreitet.
Dagegen besaßen nur wenige Bürger in der DDR ein importiertes Fahrzeug, sodass diese nur etwa 10 Prozent des gesamten Automarktes ausmachten. Am beliebtesten waren hierbei vor allem Modelle der Hersteller Škoda und Lada, doch auch Fahrzeuge von Fiat oder Dacia konnte man in der DDR vereinzelt finden. Und sogar einige in Westdeutschland produzierte Autos, wie der VW Golf, der Mazda 323, der Citroën GSA oder der Volvo 244 konnte man auf den ostdeutschen Straßen antreffen.
Die Tuning Szene in der DDR
Während in Westdeutschland zu dieser Zeit auch die Tuning Szene so langsam an Fahrt aufnahm, sah dies in der DDR gänzlich anders aus. Zwar waren unter anderem Front- und Heckspoiler, Rallyeradkappen, Sonnenrollos oder sogar sportliche Frontgrills erhältlich, doch viele Bastler griffen bei Ihren Umbauten auch auf Eigenproduktionen zurück. Was sicher auch daran lag, dass nicht alle Teile frei erhältlich waren und man diese daher unter der Hand erwerben musste.
So war auch das Motortuning im Schadensfall eine Notlösung und so fand sich in einem P 50/1 von 1960 schon mal der Motor eines 601 Hycomat. Wurde man mit derartigen Umbauten doch einmal von den Ordnungshütern aufgegriffen, so war es jedoch in der Regel ein leichtes, auf die mangelnde Erhältlichkeit von Ersatzteilen zu verweisen und somit ohne eine Strafe oder auch nur Auflagen davonzukommen.
So spielte sich das meiste im Bereich Motortuning in der DDR zwar im Verborgenen ab, doch es war mit Sicherheit kein Geheimnis, dass viele Menschen ihre Fahrzeuge individualisierten, um somit dessen Leistung zu steigern oder aber die Optik zu verbessern.
Dagegen war es in Westdeutschland nur unter strengsten Auflagen und unter Berücksichtigung bestimmter Vorgaben möglich, das eigene Fahrzeug optisch oder leistungsmäßig zu verändern. Somit wäre wahrscheinlich einigen der Fahrzeuge, die in der DDR die Straßen unsicher machten, im Westen die Fahrerlaubnis entzogen worden. Doch dies war in der DDR, wo die Menschen mitunter Jahre darauf warten mussten, um überhaupt ein Auto zu bekommen, wohl keine Option.
Und so fuhren die Menschen zu dieser Zeit in komplett veränderten Varianten ihres Trabant durch die Gegend, ohne dass sich hieran jemand groß gestört hätte. Und das, obwohl es in der DDR ansonsten in vielen Bereichen weitaus strenger zuging, als im Westen des Landes.
So war den Menschen in der DDR unter anderem sogar das Reisen nur unter strengsten
Auflagen gestattet, anders als den Menschen im Westen, die mit Ihrem PKW überall hinfahren konnten, wo sie wollten. Dagegen mussten sich Bürger aus der DDR, zum Beispiel bei Reisen nach Russland, täglich bei einer Miliz melden, da ansonsten eine Suchaktion veranlasst wurde. Daher hatten viele Urlauber auch stets eine Reihe an Ersatzteilen für ihr Fahrzeug mit im Gepäck, um auftretende Schäden während eines Urlaubs umgehend beheben zu können. So war man nur im äußersten Notfall dazu gezwungen eine Autowerkstatt im Ausland aufzusuchen.
Zudem bestand eine weitere Problematik auf Auslandsreisen auch darin, überhaupt eine Werkstatt zu finden die Autos aus der DDR, wie den Trabant, repariert.
Fazit
Auch wenn die Zeit der DDR noch nicht allzu lange zurückliegt, können sich viele Menschen heute nicht mehr vorstellen, wie groß die Unterschiede zu dem heutigen Deutschland wirklich waren. Angefangen bei Reisen, die nur unter strengen Auflagen möglich waren, über Menschen die Jahrelang auf ein bestelltes Auto warten mussten. All das kam jedoch Menschen entgegen, die daran interessiert waren ihr eigenes Fahrzeug zu tunen. Denn diese konnten ihr Fahrzeug auf viele Arten verändern, ohne dafür eine Strafe befürchten zu müssen und das häufig selbst dann, wenn das jeweilige Fahrzeug in Westdeutschland bereits als nicht mehr fahrtüchtig eingestuft worden wäre.
So existierte in der DDR durchaus eine Tuning Szene, wenn auch nicht so, wie man diese heute kennt, wo jede Veränderung an einem Fahrzeug den Vorschriften hierzulande entspricht, damit dieses in der Folge auch noch die Straßen unsicher machen darf. Wird man dagegen mit verbotenen Umbauten aufgegriffen, dann ist der Spaß zumeist äußerst schnell vorbei und man muss die bestehenden Veränderungen in der Folge erst einmal rückgängig machen, bevor das Fahrzeug wieder für die Straße zugelassen wird.